IBS femme: INTERNETBEZOGENE STÖRUNG BEI WEIBLICHEN BETROFFENEN

„IBSfemme“ ist ein Forschungs- und Versorgungsprojekt, das vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert wird. Unser Anliegen ist es, Frauen, die unter einer Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung leiden, bestmöglich zu unterstützen und zu begleiten. Das Projektteam, bestehend aus Fachleuten der Ambulanz für Spielsucht der Universitätsmedizin Mainz sowie des Fachverbands Medienabhängigkeit e.V., arbeitet daran, die spezifischen Herausforderungen, die mit dieser Störung einhergehen besser zu verstehen und effektive Aufklärungs- und Behandlungsansätze zu entwickeln.

Die Studie:

Unsere Forschungsarbeiten aus der ersten Projektphase haben gezeigt, dass viele Frauen mit internetbezogener Störung oft unbemerkt leiden. So zeigt die Prävalenz für Internetnutzungsstörung, dass insgesamt 5% der Bevölkerung hiervon betroffen sind. Obwohl das Geschlechterverhältnis ausgeglichen ist, finden sich nur 9% der weiblichen Betroffenen in Behandlung oder entsprechenden Hilfesystemen. Unter den weiblichen Betroffenen mit einer internetbezogenen Störung wird häufig ein übermäßiger „Konsum“ von sozialen Netzwerken (social media overuse) festgestellt.

 

Die Zahlen zeigen, dass in der klinischen Versorgung eine hohe Dunkelziffer von Frauen mit nicht diagnostizierter und unbehandelter Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung existiert. Oft bemerken weder Betroffene noch ihr Umfeld die Störung. Frauen mit dieser Problematik ziehen sich weniger sichtbar zurück als Menschen mit anderen Internetnutzungsstörungen. Häufig wird die exzessive Nutzung übersehen oder bagatellisiert. Betroffene bemerken zwar Symptome, wie einen Interessenverlust oder depressive Verstimmung, bringen diese aber selten mit ihrem Nutzungsverhalten in Verbindung. Gleichzeitig fehlt es oft an gezielter Diagnostik durch die Behandelnden, wodurch die Störung lange unentdeckt bleibt.

Aktuelle Entwickungen:

Das Projekt „IBS femme*INTERV“ hat bereits bedeutende Fortschritte erzielt und nähert sich nun einem weiteren wichtigen Meilenstein. Zusammengefasst lassen sich folgende Entwicklungen darstellen:

 

  • Auf sozialen Netzwerken und Veranstaltung sensibilisieren wir mit einer geschlechtersensiblen Kommunikation für internetbezogene Störungen, insbesondere bei weiblichen Betroffenen.
  • Ein Behandlungsmanual gibt Aufschluss für das jeweilige Fachpersonal zu diagnostischen Verfahren sowie ersten Behandlungsansätzen im Rahmen des net_Workouts.
  • Mithilfe des „net_Workouts“, einem niederschwelligen „Empowerment-Programm“, wird in 3x3 Sitzungen mit den Betroffenen in Einzel- oder Gruppensettings ein selbstbestärkendes Workout begleitet. Dabei stehen Prinzipien der Positiven Psychologie, der Aufbau von Regulationskompetenzen sowie der Abbau von interaktionellen Problemen im Vordergrund.

 

Das net_Workout versteht sich weniger als psychotherapeutische Behandlung, sondern vielmehr als ein Empowerment-Programm mit maximaler Flexibilität, das heißt es kann im Einzel- und Gruppensetting durchgeführt werden, ebenso im direkten Kontakt als auch in Form einer videobasierten Beratung.

Was kommt als nächstes?

Unser Team arbeitet weiterhin daran das Hilfesystem für Frauen mit internetbezogenen Störungen zu verbessern. Dazu wurden im Januar 2025 die vollständige S1-Leitlinie zu Internetnutzungsstörungen veröffentlicht. Ausstehend bleibt die Implementierung des Beratungsprogramms „net_Workout“.


Ziel des Projektes ist es, mit einer gendersensiblen Risikokommunikation ein generelles Bewusstsein für diese Störung zu schaffen. Ein zentrales Anliegen ist deshalb den Zugang zu Hilfesystemen für betroffene Frauen zu erleichtern sowie Aufklärungsarbeit für Kliniken und Fachpersonal zu leisten.


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