Information des Fachverband Medienabhängigkeit e.V. zur Veröffentlichung der Leitlinien zum Thema „Diagnostik und Behandlung von Internetnutzungsstörungen“
Liebe Mitglieder des Fachverband Medienabhängigkeit e.V.,
liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Interessierte,
mit großer Freude dürfen wir ihnen und euch mitteilen, dass erstmals eine AWMF-Leitlinie zu unserem Thema erarbeitet und nun auch offiziell veröffentlicht wurde. Sie trägt den Titel „Diagnostik und Behandlung von Internetnutzungsstörungen“.
Was versteht man unter diesen Leitlinien? In diesen durch die AWMF (Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Fachgesellschaften) publizierten Leitlinien finden Personen aus der Praxis eine Handreichung für den Umgang mit verschiedenen Erkrankungen, egal ob diese Erkrankungen primär körperlicher oder psychischer Art sind. Von der Entwicklung der Leitlinien profitieren damit Fachkräfte aus allen Arbeitsbereichen und Professionen. Dies schließt etwa Fachkräfte aus der Pädiatrie, der Schulsozialarbeit und Schulpsychologie, der Psychosomatik, Psychiatrie und Psychotherapie, aber natürlich auch der Suchtberatung und Suchttherapie mit ein. Die Leitlinien stellen dabei ein mühevoll aufbereitetes Kondensat an Wissen zum Thema Internetsucht dar und geben somit einen hochaktuellen Überblick zum momentan verfügbaren Wissensstand wieder. Sie stellen gleichzeitig anerkannte Standards für die Diagnostik sowie die Beratung und Behandlung dieses hochaktuellen Störungsbilds dar.
Der Fachverband Medienabhängigkeit e.V. ist stolz darauf, die Ausarbeitung und Veröffentlichung dieser Leitlinien von Beginn an mitgestaltet zu haben. Die Leitlinien wurden federführend von der DG Sucht (Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V.) koordiniert, es haben einige weitere Fachgesellschaften an der Entwicklung mitgewirkt. Zahlreiche Expertinnen und Experten bzw. Mitglieder des Fachverband Medienabhängigkeit e.V. waren über die vergangenen drei Jahre ehrenamtlich in den einzelnen Arbeitsgruppen beteiligt, welche sich mit den folgenden Aspekten von Internetsucht befasst haben und welche sich nun in den Leitlinien wiederfinden:
- Behandlung von Internetsucht allgemein
- Behandlung der Computerspielsucht
- Behandlung der Online-Pornografiesucht
- Behandlung der Online-Kaufsucht
- Behandlung der suchtartigen Nutzung von Sozialen Netzwerkseiten
- Standards zur Diagnostik von verschiedenen Internetsuchtformen
- Frühintervention bei Internetsucht
Die komplette Leitlinie steht als Download auf der Homepage der AWMF unter https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/076-011 zur Verfügung. Darüber hinaus wird ein Artikel mit einem Überblick zu den oben genannten Teilaspekten in einem Sonderheft der Zeitschrift SUCHT ab März 2025 erscheinen.
Aus der Sicht des Fachverband Medienabhängigkeit e.V. stellen die Leitlinien einen extrem wichtigen Meilenstein für das Themenspektrum Internetsucht dar und sind sowohl für die Praxis als auch für die Betroffenen der nächste Schritt zu einer umfassenderen Versorgung. Dennoch ist damit noch kein Endpunkt erreicht. Denn es handelt sich zum aktuellen Zeitpunkt um s1-Leitlinien, das bedeutet, dass die Handreichung aus einer Sammlung zu den sehr wichtigen grundlegenden ersten Erfahrungen und Erkenntnisse zusammengestellt ist. Angestrebt wird die Erarbeitung sogenannter s3-Leitlinien, hier werden wir dann auf bestätigte und gesicherte Studien- und Diagnostikerfahrungen zurückgreifen können. Auch das Thema der Primärprävention findet sich derzeit nicht als eigenständiges Kapitel in den Leitlinien. Hier gilt es in der Zukunft also weiterhin am Ball zu bleiben und Arbeit zu investieren. Der Fachverband Medienabhängigkeit e.V. wird sich also mit unverändertem Enthusiasmus weiterhin engagieren. Für diesen Moment bleibt festzuhalten, dass die nun verfügbaren s1-Leitlinien ein großer Gewinn für alle im Feld tätigen Fachkräfte darstellen und dem Thema weiter die Bedeutung und insbesondere die Beachtung verleihen, die dringend notwendig ist.
Es grüßt Sie und euch herzlich,
Der Vorstand des Fachverband Medienabhängigkeit e.V.
Neufassung der Medienregulation im neuen Jugendschutzgesetz
Statement des Fachverbands Medienabhängigkeit e.V.
Mit den finalen Beratungen des Zweiten Gesetzes zur Änderung des Jugendschutzgesetzes im Bundesrat am 26.3.2021 sind neue Regelungen des Medienschutzes und der Medienregulation auf den Weg gebracht worden. Unter der Führung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind dabei viele positive Änderungen und Aktualisierungen umgesetzt. Das Gesetz soll am 1.5.2021 in Kraft treten.
In seinem Statement unterzieht der Fachverband Medienabhängigkeit e.V. den vorliegenden Entwurf einem kritischen Blick und formuliert dringende Empfehlungen zur Optimierung.
Neufassung des Positionspapiers zur Prävention von computerspiel- und internetbezogener Störung des Fachverbandes Medienabhängigkeit e.V.
PRESSEMITTEILUNG vom 1.12.2020
Dieses Jahr hat coronabedingt medial viele Neuerungen mit sich gebracht und viele bestehende Techniken selbstverständlich werden lassen. Homeschooling, Onlinemeetings, virtuelle Konferenzen, Videochats mit der Familie gehören mittlerweile zu unserem Sprachgebrauch und (Arbeits-)Alltag. Gleichzeitig steht die Anerkennung verschiedener Verhaltenssüchte, so auch der Computerspielsucht, als Krankheitsbild im ICD 11 durch die WHO bevor. Dies hat der Fachverband Medienabhängigkeit e.V. zum Anlass genommen sein Positionspapier Prävention zu überarbeiten und um aktuelle politische Forderungen zu ergänzen.
Die umfassende Ausdehnung der Nutzungsmöglichkeiten des Internets ist gerade in Zeiten von Kontaktbeschränkungen ein Zugewinn in vielen Lebensbereichen. Auch wenn der Internetgebrauch bei der Mehrheit der Nutzenden keine gesundheitlichen Probleme erzeugt, sind aktuell bei einem zu hohen Bevölkerungsanteil problematische bis hin zu suchtartige Nutzungsmuster feststellbar. Andererseits muss eine genaue Definition einer sogenannten internetbezogenen Störung und insbesondere einer Abgrenzung von einer lediglich intensiven Nutzung getroffen werden. Gerade in der Covid-Pandemie hat dies dazu geführt, dass Verhaltenssüchte insgesamt durch den Wegfall bzw. der Einschränkung terrestrischer Angebote und Aktivitäten, der sozialen Isolation und der erzwungenen Inaktivität sowie des Bedeutungsgewinns von Onlineangeboten deutlich zugenommen haben (vgl. Rumpf et al., 2020; Bilke-Hentsch et al., 2020).
Aufgrund der vermehrten, aktuell notwendigen, Verlagerung des Freizeit- und Berufslebens ins Digitale ist es wichtig, diesen Bereich in den Fokus zu nehmen und Menschen frühzeitig dabei zu stärken, ihre digitale Balance zwischen ON und OFF zu erkennen oder diese wieder zu erlernen. Durch eine flächendeckende professionelle Präventionsarbeit muss sichergestellt werden, dass alles getan wird, damit die Nutzung der digitalen Medien ein Zugewinn für die Gesellschaft sowie jeden Einzelnen bleibt und die Risiken und möglichen negativen Gesundheitsfolgen so gering wie möglich gehalten werden. Verschiedene Forschergruppen weisen inzwischen darauf hin, dass es eine dringende Notwendigkeit für Verhaltens- und Verhältnisprävention gibt, damit den sich entwickelnden problematischen Nutzungsmustern frühzeitig vorgebeugt wird.
Wir freuen uns daher, Ihnen hiermit das aktualisierte Positionspapier zur Prävention von computerspiel- und internetbezogener Störung des Fachverbandes Medienabhängigkeit e.V. vorstellen zu können. Alle Inhalte erläutern wir gerne auch im persönlichen Gespräch.
Dr. Kai W. Müller
1. Vorsitzender des Fachverband Medienabhängigkeit e.V.
Kristin Schneider, Diplom Sozialarbeiterin, Lost in Space, Caritas Berlin
Andreas Pauly, Diplom Sozialpädagoge, update Fachstelle f. Suchtprävention, Caritas u. Diakonie Bonn, Vertreter der AG Prävention des Fachverband Medienabhängigkeit e.V.
Prävention der computerspiel- und internetbezogenen Störung
Positionspapier des Fachverbands Medienabhängigkeit e.V.
Es besteht ein Konsenspapier Problematisches Computerspielen und Computerspielstörung (Gaming Disorder) zwischen dem Fachverband Medienabhängigkeit e.V. und der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen vom Juni 2020. In diesem Positionspapier stellen beide gemeinschaftlich auch ihre Position in Bezug auf die Prävention von problematischem Computerspielen bzw. einer Computerspielstörung in unserem Land dar. Zur ergänzenden Lektüre und Schwerpunktsetzung hat sich der Fachverband in seiner AG Prävention dazu entschieden das bestehende Positionspapier Prävention von Computerspielabhängigkeit zu aktualisieren.
Problematisches Computerspielen und Computerspielstörung
Ergebnispapier einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. und des Fachverbands Medienabhängigkeit e.V.
Das Papier „Problematisches Computerspielen und Computerspielstörung (Gaming Disorder)“, welches eine „Bestandsaufnahme und Positionierung in den Bereichen Prävention und Frühintervention, Beratung, Behandlung und Rehabilitation sowie Forschung“ zu internetbezogenen Störungen darstellt, entstand als Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) und dem Fachverband Medienabhängigkeit. Vertreter beider Verbände haben viel Zeit und Energie investiert, um dieses Dokument auf den Weg zu bringen und einerseits einen Blick auf all das zu werfen, was im Zusammenhang mit internetbezogenen Störungen bereits erreicht wurde und andererseits kritische Denkanstöße zu allem, was noch initiiert werden muss, zu liefern. Der Fachverband Medienabhängigkeit begrüßt ausdrücklich, dass diese gelungene Kooperation zwischen beiden Verbänden zu Stande gekommen ist und dabei ein überaus fundiertes Papier herausgekommen ist. Vor diesem Hintergrund freuen wir uns, dass weitere Kooperationen geplant sind und blicken diesen gespannt entgegen!
Stellungnahme zum Glücksspielneuregulierungsstaatsvertrag
Der Fachverband Medienabhängigkeit e.V. nahm an der Verbändeanhörung am 19.02.2020 teil
Mit Interesse und Besorgnis hat der Fachverband Medienabhängigkeit e.V. den Entwurf zur Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland verfolgt. Daher formulierte unser Verband nach ausführlicher Sichtung des Vertragsentwurfs eine Stellungnahme, die das Vorstandmitglied Christian Groß im Rahmen der nichtöffentlichen mündlichen Verbändeanhörung am 19. Februar 2020 in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf vorstellen konnte.
Computerspielsucht als Erkrankung durch die WHO anerkannt!
Das neue ICD-11 wurde nun verabschiedet und tritt 2022 in Kraft
(Hannover, 23.5.2019) Auf ihrer 72. Weltgesundheitsversammlung hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die bereits im Sommer 2018 vorgestellten Vorschläge abgestimmt und das neue ICD-11 verabschiedet. Es wird im Jahr 2022 in Kraft treten. Dies bedeutet auch, dass Computerspielsucht (als „Gaming Disorder“) nun tatsächlich als diagnostizierbares Störungsbild und somit als Erkrankung anerkannt ist. Das ist in erster Linie ein großer Erfolg für Betroffene und deren Angehörige, für die hiermit eine Grundlage zur besseren Versorgung geschaffen wurde. Auch für Behandelnde bietet die nun mögliche Diagnose eine Form der Handlungssicherheit – erstens sind nun definierte diagnostische Kriterien verfügbar, zweitens wissen Behandelnde nun, dass sie Computerspielsucht auch offiziell behandeln dürfen und nicht länger nach Querfinanzierungen suchen müssen.
Unsere aktuellstenBeiträge & Veröffentlichungen
Information des FVM zur s1-Leitlinie (27.02.2025)
Statement JuSchG (05.04.2021)
Neufassung des Präventionspapiers (1.12.2020)
Position Prävention (2020) (01.12.2020)
Papier Gaming Disorder (15.06.2020)
Stellungnahme Staatsvertrag (07.02.2020)
Computerspielsucht als Erkrankung anerkannt! (23.05.2019)