12. Symposium  //  30. und 31. Mai 2023  //  Aschaffenburg

IST DAS JETZT SUCHT oder kann das weg?!

Vielfalt und Kontroversen bei Internet- und Verhaltenssüchten

Obwohl die Anerkennung von Verhaltenssüchten und speziell der Computerspielstörung durch die WHO als eigenständige Diagnosen in das ICD-11 noch nicht lange zurückliegt, ist schon viel passiert. Insbesondere die Forschung zu diesem Thema hat weiter Fahrt aufgenommen und wir verstehen immer mehr über die Hintergründe; zudem werden Leitlinien, welche Standards für die Diagnostik, Frühintervention und Behandlung definieren, entwickelt und stehen kurz vor der Veröffentlichung. Das sind sehr positive Entwicklungen!

Weitaus weniger positiv stellt sich hingegen die Entwicklung der Betroffenenzahlen dar: Diese sind sprunghaft angestiegen! Hier spielen drei Jahre COVID-Pandemie vermutlich eine deutliche Rolle, was auch die aktuelle Expertise der Bundesregierung „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona" nahelegt. Aber auch unser Hilfesystem ist der Anfrage derzeit (noch) nicht gewachsen, Anlauf- und Beratungsstellen brauchen neue zusätzliche Ressourcen und die fachliche Umsetzung muss durch Fort- und Weiterbildung gefördert und gesichert werden. Es ist noch ein langer Weg!

Schaut man auf die Betroffenen, ist gleichermaßen auffällig, dass nicht nur Jugendliche sondern auch Erwachsene immer häufiger betroffen sind und dass es bei weitem nicht nur die suchtartige Nutzung von Online-Computerspielen ist, die psychosoziale Probleme und psychopathologische Symptome verursacht. Vielmehr sieht sich das Hilfesystem mit einer großen Bandbreite an unterschiedlichen Online-Verhaltenssüchten konfrontiert, diese reicht von Online-Shopping über Online-Pornografie und Soziale Netzwerke bis hin zu neuen Varianten von Computerspielen, die eher den Glücksspielen gleichen als den klassischen Computerspielen.

Studien zeigen, dass es wohl in allen Formen der Online-Verhaltenssucht eine hohe Dunkelziffer von Betroffenen gibt, die (zunächst) wenig bis gar nicht auffallen und den Weg in das Hilfesystem scheuen oder schlicht einfach nicht finden. Diese Betroffenen leiden quasi „im Stillen“. Es handelt sich hier zum Beispiel um Personen, die sozial isoliert sind, aber gerade auch um Mädchen und Frauen, welche unter eher „unsichtbaren“ Formen der Internetsucht, wie beispielsweise der suchtartigen Nutzung von Sozialen Netzwerken, leiden.

Unter der Überschrift IST DAS JETZT SUCHT oder kann das weg?! bot das 12. Symposium des Fachverband Medienabhängigkeit e.V. am 30. und 31. Mai 2023 im schönen Schloss Johannisburg in Aschaffenburg einerseits eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Situation und zeigte sowohl Vielfalt als auch Kontroversen bei Internet- und Verhaltenssüchten auf, machte aber andererseits auch besonders auf jene Betroffene aufmerksam, denen der Weg ins Hilfesystem noch immer schwerfällt, obgleich der Leidensdruck vermutlich sehr hoch ist. Die Teilnehmenden und auch einige Mitglieder erlebten in stilvoller Atmosphäre einen anregenden Mix aus Vorträgen, Workshops und Möglichkeiten der Vernetzung.




Veranstaltungsort

Schloß Johannisburg
Schloßplatz 4, 63739 Aschaffenburg
Tel: 06021 / 38657-0
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